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Västervik

Hechtfischen in Västervik 2007

Reisebericht

Martin, 06.04.08

Void
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… von schwierigen Hechten, Wetterkapriolen und dem Endspiel auf dem Fußballfeld

Die Vorgeschichte

Die tollen Erlebnisse aus meinen Angeltrip 2006 machte die Frage nach einer Rückkehr überflüssig. So wurde so früh wie möglich die Tour für dieses Jahr gebucht. Dieses Mal sollte mich mein Freund Florian begleiten, der zum ersten Mal die Spinnrute schwingen wollte und sehnlichst seinem ersten Hecht entgegenfieberte…

Die Anreise: Auf nach Schweden!    06.04.2007

Sorgfältig wurden die Köder gepackt, dann starteten wir gegen Abend Richtung Norden. Die Fahrt verging wie im Flug, (Angel-)Gesprächsthemen gab es ja schließlich genug. In Gedanken waren wir schon beim Bepacken unseres Bootes, welches am Steg bereits auf uns wartete!

Tag 1: Den Hechten entgegen    07.04.2007

Um 8Uhr erreichten wir das „Fishing Camp Västervik“. Um 9Uhr übergab mir Daniel, der Campleiter, die Bootschlüssel und der erste Tag konnte beginnen. Während ich mich mit dem Boot vertraut machte schleppte Florian unser Angelzeug zum Steg. Wir wollten in den nördlichen Schären starten und meine Route aus dem letzten Jahr abfahren. Und als Köder hing wieder der Kopyto in 12cm am Karabiner. Nach einer Stunde erreichten wir die erste Angelstelle. Die Befürchtungen, aufgrund des warmen Frühjahres bereits in der Laichzeit zu landen, bestätigten sich zum Glück nicht. Das Wasser zeigte noch 5°C und Florian konnte nach wenigen Würfen seinen ersten Hecht in den Händen halten! Und so ging es dann auch munter weiter. In einer kleinen Bucht konnten wir sogar 10 Hechte hintereinander überlisten. Bis zum Abend brachten wir es auf 18 Hechte bis 78cm, das war doch schon mal ein super Start!






Tag 2: Der Wintereinbruch    08.04.2007

Um 6.30 klingelte der Wecker. Als wir aus dem Fenster schauten, trauten wir unseren Augen nicht – war das Weiße auf dem Gras etwa Schnee?



Der auffrischende Wind trieb in Böen den Schneeregen zwischen den Blockhütten entlang. Wir wichen in die etwas geschützter liegende Old Bay aus, einem 25km langen Fjord, bekannt für seine Großhechte. So fischten wir wieder die Top-Plätze des letzten Jahres ab, doch ohne jeglichen Erfolg. Später sollten wir von Daniel erfahren, dass die Hechte zwar schon mal in den wärmeren Vortagen auf drei Meter Wassertiefe standen, sich nun aber auf zehn Meter zurückgezogen hatten. So zupften wir unsere Gummifische in drei bis sechs Metern in sicherer Entfernung zu den Hechten über den Gewässergrund. Bis zum Abend kamen nur drei kleinere Hechte aus dem Wasser. Später erfuhren wir, dass heute in  der Old Bay zwei Meterhechte gefangen wurden.

Tag 3:  Die Eiszeit hält an!    09.04.2007

Hatte der gestrige Tag unsere anfängliche Euphorie etwas gebremst, dann bekam sie am heutigen Morgen einen deutlichen Dämpfer: Es schneite wie verrückt! Also legten wir uns noch mal eine Runde schlafen und starteten erst gegen 11Uhr mit dem Angeln erneut in der Old Bay. Vielleicht brachte ja der Strategiewechsel Erfolg: In einiger Entfernung zum Ufer fischten wir in deutlich tieferen Wasser und bemühten uns die Gummifische in langsamster Köderführung zu präsentieren.



So durchkämmten wir erneut die ersten 20km der Bucht, doch schon wieder hatten wir ein kleines, aber wichtiges Detail nicht bemerkt: Alle Großhechte dieser Tage wurden auf Kilometer 21 gefangen! Und heute auch nur ganz früh morgens oder spät abends. Also gingen wir wieder nur mit zwei Hechtchen und einem Miniräuber nach Hause, welcher uns im Bootswasser für kurze Zeit als Haustier aufmunterte. Florian blieb nun zwei Tage in Folge Schneider. Da hatte ich ihm vom Schärenangeln im glasklaren Wasser bei frühlingshaften Temperaturen vorgeschwärmt, und nun gerieten wir in den tiefsten Winter und blieben erfolglos. Immerhin halfen die guten Wetterprognosen über die erste mentale und körperliche Krise hinweg!





Tag 4: Endlich geht wieder was!    10.04.2007

Heute war der Himmel zwar noch wolken-verhangen, doch die Temperaturen stiegen beständig an. Also starteten wir wieder in die nördlichen Schä- ren, da wir mit der Old Bay so unsere Probleme hatten. Und fingen auf Anhieb wieder viele schöne Hechte bis 86cm. Was für eine Erleichterung! Bis zum Abend hatten wir dann auch 23 Hechte zu einem kurzen Fototermin einladen können. Und das Schönste dabei: Die meisten Attacken konnten wir live miterleben, da die Fische im klaren Wasser zwischen 0,5 und 2m Wassertiefe standen. Endlich wieder ein Tag mit absolut kurzweiligem Fun-Angeln!



 

Tag 5:  Die Schären machen Spaß    11.04.2007



Ja, heute konnten wir uns wirklich über nichts mehr beklagen. Die Sonne strahlte am blauen Himmel und die Luft wurde immer wärmer. Nun hatten wir endgültig unseren Rhythmus als eingespieltes Team gefunden. Die Freude am Navigieren durch schwierigste Steinfallen mit unzureichendem Kartenmaterial und provisorischen Google-Earth-Ausdrucken machte uns genauso viel Freude wie die zahlreichen Doppeldrills von Hechten bis 90cm. Und als Abrundung des Tages durfte auch ein klein wenig „Sight-Seeing“ nicht fehlen: Wie das versunkene Schiffswrack oder eine kurze Wandertour auf eine Klippe. So hatten wir uns den Urlaub vorgestellt!







Tag 6:  Ab in den Süden!    12.04.2007

Heute wollten wir uns die südlichen Schärengebiete von Västervik vornehmen, ein mir unbekanntes Gebiet. Diese waren wegen ihrer Weitläufigkeit, Untiefen und Steinen berüchtigt. Schnell stellten wir fest, dass man da nur mit zwei Möglichkeiten erfolgreich Hecht-Schatzsuche betreiben konnte: Entweder mir Kartenplotter, zusätzlichem E-Motor zum Manövrieren und reichlich PS oder wie wir, einfach den direkten Weg frei nach Schnauze. Letztere Möglichkeit war ebenfalls Erfolg versprechend, jedoch wesentlich ungesünder für die Schraube. Aber dazu später mehr.



Erstmal zum Angeln. Da gab es ja vom letzten Jahr das legendäre und streng behütete „Fußballfeld“, auf welchem unsere Tourbetreuer letztes Jahr so richtig zugeschlagen hatten. Für uns fing der sonnige Tag jedoch recht zäh an. Zunächst beobachteten wir einige Hechte, die vielleicht noch zu müde waren oder sich schon etwas verliebt anschauten, denn die Temperaturen waren bereits auf 9°C angestiegen. Florian war von Gummi auf Bomber-Wobbler umgestiegen und konnte bis 13Uhr zwei Hechte verhaften. Dazwischen betrieben wir mit unserem Boot eine regelrechte Hasenjagd indem wir die Hechte im seichten Wasser vor uns her scheuchten. Dann fanden wir eine abgegrenzte Bucht in welcher ich mich endlich entschneiderte. Aber falsch gedacht. Das war ja leider nur ein Barsch. Also nächster Wurf.



Und Hecht. Bei Florian und mir zeitgleich! Die folgenden Würfe verwandelten sich meist in einen Treffer, wir vergaßen vor Bissen glatt das Fotografieren. Nach einer guten Stunde brachte uns diese Stelle 22 Hechte. Danach wurde uns schnell bewusst: Wir hatten auf dem Fußballfeld gefischt und zwei komplette Mannschaften plus einen Schiedsrichter niedergemacht! Auf dem Rückweg sammelten wir noch den einen oder anderen Fisch ein und kamen am Ende auf 29 Hechte. Was für ein Tag! Und dann kam da noch der Vorfall mit der Untiefe vor einer schmalen Passage+Brücke… immerhin fuhr unser Boot danach immer noch recht schnell und die Ruten blieben auch heile!

Tag 7: Pike-Watching    13.04.2007



Am letzten Tag wollten wir noch mal unsere Hot-Spots in den nördlichen Schä-ren abklappern. Wo vorher die wärmsten Berei-che den meisten Erfolg verspra-chen hatte nun die Laichzeit begonnen. Wir konnten unzählige Hechte beobachten welche sich ihrer Liebe hingaben und mal mehr oder weniger neugierig unseren Ködern hinterher schwammen. Hinter einem Stein kamen an einer Stelle um die zwanzig Hechte zum Vorschein! Erst die Suche in kälteren Bereichen brachte die ersten Fische an die Köder. Doch nach fünf Hechten begann ich ein wenig rumzukränkeln und wir brachen die letzte Tour vorzeitig ab. Dennoch war das ein interessantes Schauspiel. Mindestens genau so spannend wie die darauf folgende Inspektion unserer Schiffsschraube. Wir sahen unsere Kaution von 170€ in weiter Ferne, doch wir hatten Glück. Da ohnehin ein Motorenwechsel bevorstand mussten wir nur 30€ für die doch komplett zersiebte Schraube zahlen. Dafür noch mal vielen Dank an Daniel!



Die Abreise     14.04.2007


Um 8 Uhr morgens traten wir wieder die Heimreise an. Die Erlebnisse gaben genügend Gesprächsstoff für eine kurzweilige Fahrt.

Fazit



Eine anstrengende Woche mit Höhen und Tiefen lag hinter uns. Gerade die ständig wechselnden Bedingungen machten die Hechtsuche mit an die 70km Fahrtroute jeden Tag wieder aufs Neue zu einem Glücksspiel, bei welchem man völlig leer oder mit vollen Händen heimkehren konnte. Leider konnten wir die richtig dicken Hechte nicht finden. Dennoch war ein Endergebnis von 93 Hechten doch zufrieden stellend! Insgesamt also eine schöne Angelwoche mit einigem Lehrgeld, welches wir in der Zukunft hoffentlich erfolgreich einsetzten können. Aber mein größtes Ziel habe ich mir dennoch voll erfüllt: Keine blutigen Hände! Dafür taten die rosa Spülhandschuhe wirklich ihr Bestes. Oder war es doch eher die Katzenmütze, welche die Hechte vor dem Zubeißen abschreckte?