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Karpfen im Baggersee

Erfolgreich auf Karpfen im Baggersee

von Christian Finkelde

Carpgate, 05.10.08

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Baggerseen gibt es in Deutschland etliche und viele der Seen weisen einen für Karpfenangler äußerst interessanten Bestand an Karpfen auf. Wenn man ein paar Grundregeln beachtet, kann man an diesem Gewässertyp, der oftmals seine eigenen Gesetze hat, sehr erfolgreich angeln.

 

Insbesondere in den letzten drei bis vier Jahren habe ich selbst sehr intensiv an deutschen Baggerseen geangelt und dabei einige schöne Karpfen fangen können. In Form dieses Berichtes möchte ich Ihnen meine Erfahrungen schildern und versuchen Ihnen dabei zu helfen Ihr angeln an Baggerseen erfolgreich zu gestalten.

 

Wie an jedem Gewässer ist es das wichtigste die Fische zu lokalisieren.
Manche Baggerseen haben eine Struktur wie eine Badewanne und sind sehr tief, andere hingegen weisen ein sehr unregelmäßiges Bodenprofil auf. Bei sehr tiefen Gewässern kommen in erster Linie die flachen Uferbereiche in Betracht. Bei Gewässern mit unregelmäßiger Bodenstruktur gilt es Sandbänke, Plateaux und bestimmte Tiefen ausfindig zu machen. Wenn ich beabsichtige ein für mich neues Gewässer zu befischen, so schaue ich mir dieses in der Regel zunächst einmal gründlich an, um mir dann eine Strategie zu recht zu legen. Man sollte in jedem Fall erst einmal um das gesamte Gewässer herumlaufen und sich interessante Stellen ansehen.

Mit Hilfe einer Lotrute kann man dabei wichtige Informationen bzgl. Tiefen und Bodenbeschaffenheit sammeln. Sollte an dem von Ihnen gewählten Gewässer der Einsatz eines Bootes erlaubt sein, können Sie zusätzlich mit dem Echolot den See erkunden. An vielen Baggerseen ist das Baden erlaubt, so dass Sie sich auch dies zunutze machen können. Indem man Schnorcheln geht, kann man sehr gut interessante Stellen ausfindig machen. Prägen Sie sich die interessanten Stellen ein oder machen Sie sich Notizen. Diese können zu einem späteren Zeitpunkt sehr hilfreich sein.

Gerade bei kleineren Gewässern, sollte man nicht einfach blind angeln gehen, sondern erst einmal um das gesamte Gewässer laufen oder sich zumindest eine Reihe von Stellen, an denen sich Karpfen aufhalten könnten, ansehen. Wenn man die Fische lokalisiert hat, hat man schon einen großen Schritt in Richtung Fang gemacht. An sehr großen Gewässern wird eine Tour um den gesamten See natürlich aus Zeitgründen nicht immer möglich sein, jedoch sollten Sie sich bei größeren Gewässern aus reiner Bequemlichkeit nicht dazu verleiten lassen, stets blind an einer bestimmten Stelle zu angeln. Karpfen ziehen oft umher, so dass es nicht bedeutet, dass wenn Sie einmal Karpfen an einer Stelle gesehen haben, sie sie dort auch bei Ihrem nächsten Besuch vorfinden werden. Halten Sie also die Augen auf. Kaufen Sie sich eine Polarisationsbrille und machen Sie sich die Mühe Ihr Gewässer regelmäßig zu erkunden.

Mit Hilfe der Polarisationsbrille haben Sie vom Ufer aus einen guten Einblick ins Wasser bzw. den Uferbereich, was Ihnen das Auffinden der Fische erleichtern wird. Wenn Sie die Fische ausfindig gemacht haben, ist es der nächste Schritt sich Gedanken über die Präsentation zu machen. Sie sollten sich dabei Fragen, wo die Fische fressen werden. Es liegt auf der Hand, dass es in der Regel wenig bringt, wenn Sie eine Gruppe von Karpfen in 15 Meter Wassertiefe an der Oberfläche ausgemacht haben und dann einen Grundköder in diesen Bereich werfen. Ein Oberflächenköder bzw. Oberflächenfischerei kann in diesem Fall der Schlüssel zum Erfolg sein, jedoch soll es in diesem Bericht in erster Linie um das Grundangeln gehen.

Ein freier Sandfleck zwischen dem Kraut ist ein klassischer Hot Spot, aber auch einfacher Lehmboden oder Kiesflecken können Plätze sein, an denen Sie Ihren Köder präsentieren können. Sollte der Boden überall leicht mit Kraut bedeckt sein, so können sie Pop ups einsetzen. Die Wahl der richtigen Montage hängt unmittelbar von der vorgefundenen Bodenbeschaffenheit ab. Auf sandigem oder steinigem Boden setze ich gerne Fluorcarbonvorfächer ein, da dieses Material sehr unauffällig ist.

Auf Sand ist das sandfarbene Coretex Material der Firma Fox ebenfalls sehr unauffällig. Sie sollten nach Möglichkeit versuchen Ihre Montage so unauffällig wie möglich zu gestalten. Wenn Sie sich einmal Ihre Montagen unter Wasser angesehen haben, werden Sie überrascht sein, wie auffällig diese manchmal am Gewässerboden liegen. Versuchen Sie daher Ihre Montage möglichst der Bodenstruktur anzupassen. Auf Sand und Kies kann man anstatt Tube Fluorcarbon Leader einsetzen, da dieses weitaus unauffälliger ist als Schlauch. Ein sehr gutes Material ist das Fox Illusion Leader Material.


Auf lehmigem Boden und bei Kraut ist Leadcore ideal. Das Leadcore-Material sinkt ab und liegt somit flach und unauffällig auf dem Gewässerboden. Ob Sie Monovorfächer oder solche mit geflochtener Schnur einsetzen ist oftmals reine Geschmackssache. Wichtig ist, dass sich die Montage nicht verheddert und dass sie stark genug ist, einen Fisch sicher landen zu können. Ein scharfer und robuster Haken wie die Modelle der Fox Armapoint Serie komplettiert das Ganze. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, welches Rig Sie fischen sollen. Wichtig ist, dass der von Ihnen gewählte Köder ordentlich präsentiert wird, die Montage den Fisch hakt und sie ihn landen können. Rigs, die ich persönlich sehr gerne fische sind das Short oder Chod Rig, da es auch bei Kraut am Boden eine gute Präsentation ermöglicht, das 360° Rig in Verbindung mit einem Pop up, das Line Aligner Rig oder ein einfaches Stiff Rig.

Die Köderwahl ist nicht sonderlich problematisch. Wählen Sie einfach einen Köder, in den Sie Vertrauen haben. Egal ob nun Pop up, Grund oder Partikelköder; wichtig ist, dass Sie Vertrauen in den gewählten Köder haben. Eine gute Variante ist es Köder verschiedener Größen (10 bis 26mm) zu verwenden, damit die Fische beim Einsaugen des Hakenköders nicht misstrauisch werden, wenn sich dieser anders verhält, als die anderen gefütterten Boilies einer Größe. Zum Füttern bietet es sich an Pellets und Grundfutter einzusetzen. Wenn der Weißfischbestand an einem Gewässer nicht allzu groß ist, ist der Einsatz von Grundfutter ideal. Mit ihm erhält man eine hervorragende Lockwirkung ohne den Fischen allzu viel Fressbares zu bieten. Eine Mischung, die ich sehr gerne verwende setzt sich wie folgt zusammen:
  

- Swim Stim Betaine green groundbait, alternativ, v.a. im Sommer, Marine Halibut groundbait (Dynamite Baits)
- Crushed tiger nuts (Dynamite Baits)
- Crushed hemp seed (Dynamite Baits)
- Fresh Fish Boilies in 10, 15 mm und klein gehackte 20mm Boilies (Dynamite Baits)
- Silver X Explosive Groundbait (Dynamite Baits)
- 10mm Marine Halibut Pellets (Dynamite Baits)
- 3 und 6mm Swim Stim Amino Black pellets (Dynamite Baits)
- Fresh Fish Liquid (Dynamite Baits)

Bei Bedarf können Sie noch geringe Mengen an Hanf, Tigernüssen und Mais beimischen. Der Mais (in geringen Mengen) hat eine gute optische Lockwirkung.

Die Mischung setzen Sie am See mit etwas Seewasser an, geben den Flüssiglockstoff hinzu und vermischen das Ganze gut bis Sie eine weiche Teigkonsistenz erhalten. Aus dem Teig formen Sie nun Futterballen, die von Hand oder mit dem Groundbaiter gefüttert werden können. Bei Verwendung eines Groundbaiters empfiehlt es sich die Schaufel vor dem Füttern anzufeuchten bzw. ins Wasser zu tunken. Dies verringert die Gefahr, dass Futterballen beim Füttern auf größere Distanzen im Flug platzen. Wenn Sie die Möglichkeit haben vom Boot aus zu füttern, dann können Sie das Grundfutter auch lose einbringen ohne zuvor Ballen formen zu müssen.


Nur wenige Angler machen sich die Mühe ihr Futter etwas interessanter zu gestalten als das der anderen Angler. Oftmals ist das Verhalten sehr stereotyp. Es wird ein Eimer voller 20mm Boilies und einige kg Mais auf einer Stelle gefüttert und dann der Dinge geharrt, die da kommen mögen. Füttern Sie doch auch einmal klein gehackte Boilies bzw. Boiliestücke. Sie werden sehen, dass dies eine prima Variante ist, um die Fische am Platz zu halten und zudem reagieren die Fische auf andersförmige Köder nicht so argwöhnisch wie auf runde Boilies, die sie schon zu Genüge kennen.
Was für die Futterboilies gilt, gilt auch für den Hakenköder.

Mit Hilfe eines Messers können Sie Boilies z.B. eine Würfelform geben. Wenn Sie Ihre Köder selbst rollen, so können Sie auch wurstförmige Köder herstellen. Oftmals kann man, wenn man sich bezüglich der Herangehensweise ein bisschen von den anderen Anglern am See unterscheidet, überdurchschnittliche Erfolge erzielen. Überdenken Sie also stets Ihre Taktik und überlegen Sie sich, ob Sie nicht einfach mal auch etwas Neues ausprobieren sollten. Die soeben beschriebene Denkweise zum Thema Köder lässt sich auch auf die Stellenwahl übertragen. Oft vernachlässigte Angelstellen, können aufgrund von Angeldruck unerwartet zu neuem Leben erwachen, behalten Sie also auch diese Stellen im Auge.

Gerade das Angeln im Uferbereich ist an Baggerseen oftmals der Schlüssel zum Erfolg. Die Fische halten sich sehr gerne unter überhängenden Zweigen oder allgemein in geschützten Bereichen auf. Dies sollten Sie sich zunutze machen. Wenn man im Uferbereich angelt, empfiehlt es sich die Schnur mittels back leads abzusenken oder sie zumindest schlaff durchhängen zu lassen und die Rutenspitzen nach unten bzw. Richtung Wasser zu richten, um die Fische nicht unnötig misstrauisch zu machen.

Die Ruten sollten auch nicht zu hart gewählt werden, da Sie nach einem Biss im Uferbereich in der Regel mit kräftigen Fluchten des Fisches rechnen müssen. Bei der Hauptschnur fällt meine Wahl auf Fox Illusion, da sie auch in klarem, flachem Wasser kaum sichtbar und sehr zuverlässig und stark bzw. abriebfest ist, was besonders bei Hindernissen wie Zweigen und Kraut sehr wichtig ist.


Nicht selten stellt sich ein bestimmter Bereich eines Gewässers als sehr produktiv heraus und dieser wird dann auch dementsprechend intensiv beangelt. Gerade in solchen Phasen ist es wichtig andere Stellen bzw. Gewässerbereiche nicht aus den Augen zu verlieren, denn die Fische werden in der Regel früher oder später auf den Angeldruck reagieren und in einen anderen Bereich ziehen. Wenn Sie hierauf reagieren, können Sie wieder gute Fangergebnisse erzielen. Machen Sie sich auch einfach mal die Mühe das von Ihnen gewählte Gewässer auch ohne zu Angeln zu besuchen. Ein kurzer Gewässerrundgang nach der Arbeit kann Ihnen wichtige Informationen bringen, die Sie bei Ihrem nächsten Angeltrip an das jeweilige Gewässer verwenden können.

An manchen Baggerseen ist der Zugang zu bestimmten Stellen etwas problematisch, da sie weit entfernt vom nächsten Parkplatz liegen. Lassen Sie sich hierdurch nicht abschrecken. Meist sind die leicht zu erreichenden Stellen auch diejenigen, die am stärksten befischt werden. Mit Hilfe eines Trolleys wie z.B. dem Trackta der Firma Fox lässt sich die Ausrüstung problemlos auch an entferntere Stellen transportieren. Wer sich die Mühe macht, etwas weiter zu laufen, als die anderen Angler, der kann oftmals mit guten Fängen belohnt werden. Ich persönlich angle jedenfalls lieber eine Stunde an der richtigen Stelle nach langem Fußweg, als ein ganzes Wochenende an einer Stelle neben dem nächstgelegenen Parkplatz. Bringen Sie also etwas Einsatz, machen Sie sich Gedanken über Ihre Angelei und Sie werden sehen, dass Sie auf Dauer erfolgreich sein werden.

In diesem Sinne viel Erfolg!


Christian Finkelde

www.carpgate.de