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Angeln in Rügen

Reisebericht Rügen 2007

… von Sternstunden und Flauten in verdrehten Boddenwelten

Martin, 27.01.08

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Die Vorgeschichte Da gibt es wohl nicht zu viel zu Erzählen: Die erste Maiwoche sollte wieder den Boddenhechten und der urigen Atmosphäre von Schaprode auf Rügen gelten. So buchten mein Vater Jürgen und ich rechtzeitig 5PS-Boot und Unterkunft.

Die Anreise:  Rundtour zur Einstimmung    30.04.2006

Auf dem Hinweg machten wir zunächst eine kleine Ausflugstour an der Ostküste der Insel entlang. Es sollte uns ja keiner nachsagen können, wir würden außer Fischen nichts anderes im Sinn mehr haben. So bezogen wir dann gegen Abend unser Quartier bei Familie Gögge und trafen auch gleich einige bekannte Gesichter wieder.

Tag 1: Sternstundenangeln    01.05.2006


Es geht ja doch was


Die Lufttemperatur war noch recht kalt, dennoch machte der klare Himmel und der leichte Wind so richtig Lust auf den ersten Angeltag. Wir starteten im Schaproder Bodden und klapperten die Fangstellen des letzten Jahres ab. Nach vier Stunden ohne einen Biss kamen uns erste Zweifel auf, ob die Bedingungen so gut wie im letzten Mai waren. Ein Blick auf die Wassertemperatur zeigte 3°C  mehr als im letzten Jahr, überall tummelten sich schon die Hornhechte. Über Handy war ich mit einem Kumpel im Kontakt, der mit seinem eigenen Boot die Bodden unsicher machte und auch erst sehr zögerlich die ersten Bisse melden konnte. Irgendetwas stimmte dieses Jahr nicht- zack- da hing der erste Hecht der Tour an meinem Kopyto! Ein paar Würfe folgte auch gleich Hecht Nr.2 hinterher. Na, die Stelle wollte ich weiter untersuchen und fischte das Umfeld genauer ab. „Ein Wurf noch.“ Rums- ganz unverhofft war die Beastmaster zum Halbkreis gebogen und die Bremse begann zu laufen. „Das ist ein Guter!“ Der Fisch machte ordentlich Druck und es kam ein wenig Wallerfeeling auf. Als sich das Tier an der Oberfläche zeigte stellte ich fest, dass es mit dem Kescher Probleme geben könnte. Dennoch klappte die Landung beim ersten Versuch und ich hielt meinen neuen persönlichen Hechtrekord in den Händen: 120cm und 12,5kg – das war einfach unglaublich! Danach folgte natürlich das übliche Foto-Shooting und die Dame wurde wieder in ihr nasses Element entlassen.


120 cm und 12,5 kg


Fassungslos setzten wir das Boot nur um eine Wurfweite weiter. Immer noch völlig aufgewühlt zupfte ich den Gummifisch weiter durch die Weiten der Bodden, doch das sollte es noch nicht gewesen sein: In Kürze folgten weitere drei Fische bis 104cm! Schonungslos bekam ich die Bedeutung einer Sternstunde zu spüren. Das war definitiv der beste Hechtangeltag  in meinem Leben!!!  Und so kam  ich  bis  zum Abend auf 9 Fische, während Jürgen nicht einen einzigen Biss verzeichnen konnte. Und das, wo er letzten Herbst an gleicher Stelle einen Hecht ähnlicher Größenordnung bei der Landung verloren hatte. Er nahm es recht gelassen in seiner Rolle als Fotograf. That´s life! Die Runde am Abend ging dann natürlich auf mich…






und gleich der Nachschlag 104 cm : Boddenangeln kann hart sein


Tag 2:  Im Nebel des Grauens    02.05.2006

Zu dumm. Mal wieder hatte ich kein vernünftiges Kartenmaterial zu meinem Mietboot bekommen und das GPS hatte ich zuhause gelassen. Naja, man kannte sich ja schon recht gut aus und so musste die schwarzweiße Kartenkopie eben ausreichen. Der Tag startete son-nig und wir fuhren zu unse-rem ersten Angel-platz als sich der Horizont langsam verschleierte. Ge-bannt blickten wir in Richtung Insel Hiddensee, hinter welcher sich etwas zusammen zu brauen schien.



gestrandet


Das blanke Grauen


War das etwa Nebel? Immer schneller raste die dunkle Wand auf uns zu. Nach fünf Minuten tauchten wir in die dunklen Schwaden ein. Dann wurde es fast Nacht, mit nicht mehr Sicht als eine
Wurfweite! Etwas verwirrt über diese Wetterkapriolen fischten wir auf der Stelle und warteten darauf, dass sich der Nebel wieder verzog. Doch stattdessen wurden wir fast von einem Dampfer überrollt und wir beschlossen lieber zum Hafen zurückzukehren. Den Weg hatte ich ja noch im Kopf. Zumindest die ersten zehn Minuten. Hatte man erstmal die Orientierung verloren, wich der Überblick immer schneller. Da waren wir doch nicht sehr weit draußen gewesen und irrten nun hilflos auf der Suche nach der Hafeneinfahrt an der 2m-Linie entlang. Nach einer halben Stunde wussten wir nicht mehr ob wir noch in die richtige Richtung fuhren. Und Festland hatten wir auch schon länger nicht mehr gesehen. Die Papierkarte hatte sich gerade unter dem Einfluss des Spritzwassers vollständig aufgelöst. Plötzlich tauchten Silhouetten von Baumkronen vor uns auf. Wir bekamen langsam Angst und beschlossen an Land zu gehen. Also Motor hochklappen und mit den Paddeln durch das seichte Wasser staken. So ungefähr musste Kolumbus die Entdeckung Amerikas empfunden haben. Nun ja, wir strandeten dagegen auf der Insel Öhe und statt Ureinwohner starrte uns eine Herde Kühe ausdruckslos entgegen. Rügen live. Langsam machte uns der Tag Spaß und wir machten erst einmal eine Pause.


Mein Name ist Hase



2007 - conquest of Island Öhe

Und nach einer Stunde klarte es tatsächlich wieder auf. Erneut stachen wir in See- und hingen bald darauf wieder in einer Nebelbank fest. Doch dieses Mal hatten wir uns den Rückweg gut eingeprägt. Nach einigen Minuten tauchten wir aus dem Dunkel heraus und hatten wieder blauen Himmel über uns. Komisches Wetter. Ach ja, geangelt haben wir zwischendurch auch mal kurz, konnten aber nur einen Hecht überlisten. Das war wirklich sehr komisches Wetter! Das nächste Mal würde ich auf jeden Fall wieder mein GPS dabei haben…




Tag 3: Außer Idylle nichts gewesen    03.05.2006

Der heutige Angeltag ist eigentlich schnell erzählt: Wir befischten bei sonnigem Wetter und auffrischendem Wind intensiv die Fangzonen des ersten Mai. Die Drift mit gesetztem Anker funktioniert super, das Boot suchte weite Strecken zwischen 1-5m ab. Doch bis zum Abend brachten wir es auf nur zwei mittlere Hechte- und Jürgen blieb den dritten Tag in Folge Schneider. Da blieb nur noch die Idylle zu genießen, die sich direkt vor unserem Zimmerfenster erstreckte. Auch die Ergebnisse der anderen Boote waren sehr unterschiedlich. Im Tiefen wurde so gut wie nichts gefangen, dafür gab es aber im sehr flachen Wasser gute Ergebnisse, allerdings eher mittlere und kleine Fische. Morgen wollten wir uns daher auch auf das Flachwasserfischen konzentrieren.


Muh

Tag 4: Angriff der Hornis    04.05.2006


Akribisch suchten wir die Kanten der Flachwasserbereiche ab und fanden auch reichlich- Hornhechte! Die schlanken Viecher folgten unseren Gummifischen in Schwärmen und attackierten sie mit ihren spitzen Mäulern. Bei Jürgen blieben sogar zwei am Haken hängen. Na immerhin hatte er jetzt mal was gefangen. Im glasklaren Wasser konnten wir die ersten Attacken echter Hechte verfolgen. Das Angeln blieb jedoch sehr mühselig und wir kamen auf vier Fische, Jürgen erwischte immerhin einen davon. Ernüchtert und etwas abgeschlagen beschlossen wir, morgen nur noch den halben Tag zu angeln und somit etwas früher nach Hause zu fahren.



Tag 5:  Es wird Sommer    05.05.2006

Endlich wurde es richtig warm auf den Bodden. So beschlossen wir, noch mal etwas weiter zu einem anderen Revier aufzubrechen. Doch das Angeln blieb weiterhin äußerst zäh. Während ein Hecht zu Anfang für etwas Hoffnung sorgte blieben wir die nächsten vier Stunden ohne Biss. Dafür war das Wetter einfach traumhaft schön- so könnte das immer sein. Um 14Uhr fuhren wir aber zum Hafen zurück, putzten das Boot und räumten unsere Unterkunft. Man konnte die Fische ja schließlich nicht zum Beißen zwingen.

 


Fazit

Insgesamt konnte ich 16 Hechte überlisten, Jürgen nur einen Einzigen. Ohne meine Sternstunde am ersten Tag wäre auch für mich diese Tour nicht erfolgreich gewesen. Wieder einmal zeigte sich deutlich, wie eng Freud und Leid manchmal beim Angeln beieinander liegen können. Aber dennoch: Ich werde diesen ersten Mai wohl niemals vergessen!!!

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