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Wallertour mit Frank nach Frankreich

von Catfish Hunters

Catfish-Hunter, 03.08.09

Void
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Freitags Morgen, fünf Uhr. Ich befinde mich auf Nachtschicht und es sind noch drei Stunden bis Feierabend, obwohl es eigentlich Feiermorgen heißen müsste. Im Anschluss sollte es direkt nach Frankreich auf eine Wochenendwallertour gehen.

Währenddessen ich noch vor ich herträume, wie die momentanen Wetterverhältnisse dort sein könnten und ob die Waller wohl in Beißlaune sind, ist auch schon Schichtende. Schnell raus und nichts wie ab nach Hause, wo mein Wagen mit dem Tackle schon sehnsüchtig auf mich wartet, den wir natürlich am Vorabend schon gepackt haben um Zeit zu sparen.
Zu Hause angekommen schnell unter die Dusche, Angelklamotten an und los zu meinem Kollegen Frank, dessen erste Wallertour es war, die er auch nicht so schnell vergessen wird, wie es sich später herausstellen sollte. Als ich bei ihm eintraf stand er schon auf der Straße mit einem wartenden, aber vorfreudigen Gesichtsausdruck.
Da Frank noch die Angellizenz für Frankreich brauchte, mussten wir uns besonders beeilen um noch vor der Mittagspause, welche um 13 Uhr beginnt, am Angelladen zu sein. Wir hatten es tatsächlich geschafft, fünf vor eins waren wir dort, mussten dann aber mit bedauern feststellen, dass die Mittagspause in Frankreich schon um 12 Uhr beginnt.
Naja, so hatten wir wenigstens noch eine Stunde Zeit um schon mal unsere Feederruten für den Köderfischfang vorzubereiten. Dann machte der Laden aber endlich auf, wir konnten die Lizenz holen und uns auf zur Angelstelle machen.
Dort angekommen machte Frank die Feederruten einsatzbereit und versuchte Brassen zu fangen, während dessen ich am Horizont dunkle Wolken auf uns zu kamen sah und deswegen erst einmal schleunigst das Lager aufbaute. Was sich als sinnvoll herausstellte, da nämlich eine Stunde später ein Gewitter über uns tobte, welches uns aber nicht davon abhielt weiter mit der Feederrute zu fischen.


Es tat sich aber nichts, weder beim Brassenangeln noch in Hinsicht auf Wetterbesserung. Frank kämpfte tapfer weiter und versuchte alles, irgendwie ein Weißfisch zu überlisten, während ich die Single Pods im Boden verankerte, die Wallerruten aufstellte und die Bojen setzte.
Mittlerweile war schon die Abenddämmerung eingebrochen, wir hatten immernoch kein Köderfisch und schlossen schon mit dem Gedanken ab, dass wir die Wallerruten wohl erst irendwann im Laufe des nächsten Tages ausbringen konnten. Als es gerade dunkel war, wir uns schlafen legen wollten, tat sich endlich was an den Feederruten. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag und wir konnten ein paar Brassen landen und zusätzlich stellte sich Frank noch als Giebelexperte heraus. Er konnte in wenigen Minuten drei Stück der karauschenähnlichen Fische landen und verlor leider noch zwei kurz vor dem Kescher. So konnten wir in den frühen Morgenstunden die Wallerruten ausfahren und uns schlafen legen.
Denkste! Gerade schön eingeschlafen teilte mir mein Funker um 4.45 Uhr mit schönen Piepstönen mit, dass die Ruhe schon wieder vorbei ist und ich mich an meine Wallerrute begeben sollte. Einmal aufgebeugt, den Reisverschluss der Bivvy-Tür geöffnet und rausgelinst, sah ich wie meine Black-Cat-Rute in dem Single Pod zwar festverankert drin stand, sie sich aber schon wie ein Bogen krümmte. Innerhalb einer zehnsekündigen Zeitspanne, sprang ich aus dem Schlafsack in die Schlappen rein, rannte runter zu Rute, diese wiederrum mit wenigen Handgriffen aus der Verankerung gelöst und aus Sicherheitsgründen noch ein zusätzlichen Anhieb gesetzt.


Jetzt konnte der Drill beginnen. Direkt konnte man davon ausgehen, dass es ein besserer Waller sein musste, da er sofort zu einer gewaltigen Flucht ansetzte. Mittlerweile hatte sich Frank die Watstiefel und die Landehandschuhe angezogen, begab sich ins Wasser und bereitete sich schon mal mental auf seinen ersten Wallergriff vor. Dann zeigte er sich zum ersten Mal unter einer Bugwelle, setzte aber erneut zu einer starken Flucht an. Zusehends wurde er aber immer müder und ich konnte ihn  zum  Ufer  dirigieren, wo Frank etwas weiter im Wasser drin stand, da es die ersten paar Meter sehr flach reingeht. Ich konnte also nicht ganz so die Größe des Fisches abschätzen. Frank setzte dann zu seinem ersten Wallergriff an, was so professionell aussah, als hätte er in seinem Leben nichts anderes gemacht und rief zu mir rüber, "Der ist ja größer als ich!", wobei man sagen muss, Frank ist ein echter Hühne, der die zwei Meter ankratzt.
Ich stellte die Rute bei Seite und legte die Abhakmatte ins Wasser, wo Frank ihn dann draufziehen konnte. Gemeinsam trugen wir die Matte ans Ufer, wo wir das Maßband anlegten, welches exakt bei 2,03m stehen blieb.


Nach den Andenkenfotos setzten wir den Fisch sofort wieder in sein Element zurück, beköderten die Rute erneut und befestigten sie wieder an der Boje.
Jetzt wurde erstmal ein heißer   Kaffee  gekocht  und gefrühstückt. Währenddessen unterhielten wir uns über das zurückliegende Geschehen und ich wollte wissen, wie Frank seinen ersten Wallergriff beurteilte. "Ja nun, jeder fängt mal klein an, aber der nächste wird bestimmt größer sein...!" musste ich mir anhören und dabei in sein mit ein grinsen überzogendes Gesicht schauen.
Anschließend dösten wir noch zwei Stunden vor uns her, bevor wir uns wieder auf den Köderfischfang konzentrierten, welcher den genauen Ablauf des Vortages wiederspiegeln sollte.
Gegen zwei Uhr mittags bekam dann Frank endlich seinen ersten Wallerbiss an der U-Posenmontage, welcher aber leider schneller wieder weg war, als er gebissen hatte. Manchmal sagt ein Gesichtsausdruck mehr als tausend Worte viel mir ein, als ich ihn anschaute.


So langsam brach auch schon wieder der Abend an, und so langsam fingen die Brassen an zu beißen. Dann legten wir uns schlafen und fuhren in aller Frühe die Montagen aus, fielen anschließend aber direkt wieder auf die Liege, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Daraus wurde aber nichts, denn gerade nachdem wir wieder eingeschlafen waren, riss Franks Bissanzeiger uns mit einem Dauerpiepton aus unseren Träumen! Als er zur Rute schnellte hörte es plötzlich auf zu piepen und der Waller war leider erneut weg. Wieder kam der biss an der U-Pose. Obwohl der Waller die Reißleine an dem kiloschweren Stein gekappt hatte, hakte er sich nicht selbst. Sein Gesichtsausdruck gab mir direkt seine Gefühlslage wieder. Aber schnell wars vergessen, denn die Freude über die vergangenden zwei Tage gewannen wieder Oberhand. Man merkte schnell, dass er von dem unheilbaren Wallervirus infiziert worden ist und beim nächsten mal wieder dabei sein wird.
Wir packten anschließend unsere Klamotten zusammen und und machten uns auf den Heimweg, wo wir über vergangendes noch einmal philosophierten.